Christliche Geschichte Ohrdrufs

Zeitlinie der christlichen Geschichte Ohrdrufs

724 / 725

In Ohrdruf, dass um diese Zeit zum Frankenreich gehörte, gründete Bonifatius, der Apostel der Deutschen, links der Ohra die erste Klosterzelle (cellula) in Thüringen und die Kapelle St. Michael. Wigbert ist der erste Abt bis dieser 732 nach Fritzlar geht und dort Abt wird.

In der Vita Bonifatii (um 760), in Auftrag gegeben von Lullus, dem Nachfolger des Heiligen Bonifatius, geschrieben von dem Prister Willibald heißt es:

„Da nun allmählich die Menge der Gläubigen zunahm und zur gleichen Zeit auch die Zahl der Prediger sich vervielfältigte, wurden mit einemmal auch Kirchen aufgerichtet, und es ergoß sich mannigfach die Predigt seiner Lehre. Auch wurde ein Kloster in einem Orte namens Orthorpf errichtet, nachdem man vorher eine Vereinigung von Gottesknechten und Mönchen, die in hoher Heiligkeit lebten, zustande gebracht.“

 

 

 

um 730 / 740

In Ohrdruf gibt es die älteste Schule/Bildungsstätte in Thüringen. Hier lehrten u.a. Wigbert (Abt von Fritzlar und Ohrdruf), Lull (Erzbischof von Mainz) und Wunibald (ein Bruder des späteren Eichstätter Bischofs Willibald). Lullus schreibt in einem seiner Briefe:

„Ich bekenne also Dir, Teuerster meiner Lehrer, seitdem ich mit Erlaubnis Eurer Heiligkeit, um zu lesen und zuforschen(…), nach Thüringen gekommen bin, war es mir nicht möglich, mit solchem Eifer Sorgfalt auf das Lesen zu verwenden, wie ich wusste, dass ich es nötig hatte; denn zwei Gründe hinderten mich daran, die Augenschwäche und der Kopfschmerz, vor allem aber ein dritter Mangel in meinem Innern, nämlich die Trägheit des Geistes. Darum möge mir Eure Väterlichkeit erlauben, noch etwas länger hier zu bleiben,…“

um 760

Am Standort der von Bonifatius errichteten Kapelle wird die Michaeliskirche erbaut.

777

Der Geschichtsschreiber Lambertus von Hersfeld schreibt: „Um das Jahr 777 Übergabe der Kirche in Ohrdruf von dem seligen Lullus zu Ehren des heiligen Petrus“ Die Kirche wurde erbaut rechts der Ohra. In den Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen (Einfall der haidnischen Sachsen) war die kleine Michaeliskirche zerstört. Um im Sinne von Bonifatius weiter zu wirken ließ Lullus St. Peter rechts der Ohra, im wahrscheinlich geschützterem Bereich des Alten Gehoven erbauen.

961

Auf seiner Reise von Magdeburg nach Rom zu seiner Krönung zum Kaiser hielt sich Otto I. (der Große) in „Ordorp“ auf und unterzeichnete vier Urkunden.

980

Die Peterskirche wird von Abt Gotzbert von Hersfeld zum Chorherrenstift erhoben (canonicos instituit). Von 980 bis 1344 leben hier Domherren nach den Regeln der Augustiner. Abt Gotzbert schenkt St. Peter Reliquien in einem Elfenbeinkästchen. 1184 wird St. Peter von einem gr0ßen Brand heimgesucht. Reste der Reliquien werden gerettet und nach Ichtershausen verbracht. Etwa 50 Kanoniker von St. Peter sind urkundlich bezeugt.

Zu Ausgrabungen im Jahre 2009 erklärt der Grabungsleiter Udo Hopf: „Um 980 errichtete man an dieser Stelle einen repräsentativen Steinbau von beachtlicher Größe, der die Bedeutung des Ortes unterstreicht. In Thüringen fand man zu einem solch großen massiven Gebäude bisher noch keine vergleichbaren Bauten.“

Um 1000

Die in Ohrdruf eingerichtete hersfeldische Vogtei wird von den Grafen von Gleichen und den Grafen von Kevernburg geleitet.
1348 erhält Ohrdruf nach einer Urkunde aus dem Kloster Georgenthal das Stadtrecht.

 

1344

Das Chorherrenstift wird nach Gotha verlegt. Es steht ungeschützt rechts der Ohra und ist somit Verwüstungen, Beraubungen, Gefangennahmen und Ermordungen schutzlos ausgesetzt. Es heißt bei Friedrich Krügelstein: „Die Urkunde des Erzbischofs Heinrich gibt an: weil die Kirche an einem unbefestigten Orte und ihre Häuser und Wohnungen häufig verwüstet und … .“ Es verbleiben zwei Prister in Ohrdruf, um den Gottesdienst zu St. Peter aufrecht zu erhalten.

 

1412 bis 1434

An der Stelle, an der Bonifatius eine kleine Kapelle errichtet hatte, wird eine Kirche erbaut und dem Erzengel Michael geweiht

1463

In dem verwaisten Kloster rechts der Ohra lassen sich Mönche des Karmeliten-Ordens nieder. Das Schulwesen wird von ihnen wieder aufgenommen und fortgeführt.

1525

In Ohrdruf, auf dem Langen Leich, stand die Lorenzkapelle. Nach Einführung der Reformation hielt in dieser Kapelle der Laienprediger Philipp Knappe die erste evangelische Predigt.

Die Lorenzkapelle wurde später abgetragen. An dieser Stelle steht heute die St. Trinitatiskirche. (Grundsteinlegung 1709, Weihe 1714)